Teneriffa – der sonnige Süden
Ein Bericht von Margit Sackmann
Teneriffa begeistert durch seine Gegensätze: die karge, wüstenähnliche Landschaft entlang der Küsten im Süden, nur wenige Kilometer im Hinterland der Lorbeerwald, dann wieder bizarre Schluchten und Tafelberge, die dem Teide Massiv vorgelagert sind. All dies galt es während unserer diesjährigen Wanderwoche zu entdecken, zu bestaunen und zu bewundern.
1. Tag: Farbenspiel der Vulkane
1909 wurde bislang der letzte Vulkanausbruch auf Teneriffa registriert. Genau in diesem Gebiet sind wir heute unterwegs. Es hat die letzten Tage geregnet und heute Morgen ist der Himmel blankgeputzt und die Luft frisch und klar. Durch ein Blumenmeer aus pinkfarbenen Wicken, lila Glockenblumen und Zistrosen kommen wir zu dem für Teneriffa so typischen Lorbeerwald. Als wir am Punta de Teno, unserem heutigen „Gipfel“, ankommen, sind leider Wolken aufgezogen, die unseren Ausblick ganz schön einschränken. Sofort kühlt es ab und ein paar Regentropfen zeigen uns, wie schnell sich das Wetter ändern kann. Aber das sollen wir in den nächsten Tagen noch öfters erfahren.
2. Tag: Masca Schlucht
Von Los Gigantes aus fahren wir per Schiff zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour durch die bekannteste Schlucht Teneriffas: ein Juwel mit steil aufragenden Felswänden und üppiger Vegetation. Lt. unserem Wanderführer Manfred geht es zuerst mal ohne Anstieg gemütlich los. Aber wir finden, dass es von Anfang an richtig zur Sache geht. Einen Weg gibt es nicht, man läuft im Bachbett. Große Steine müssen überklettert werden, an manchen Stellen hangeln wir uns am Fels entlang und queren ständig den Bach, der relativ viel Wasser führt. Gegenseitige Hilfestellung ist gefragt. Nach zwei Stunden kommen uns Karawanen von Wanderern entgegen. Die meisten laufen nämlich diese Tour vom Dorf Masca nach unten zum Meer. Wir beneiden sie nicht – der Aufstieg ist zwar anstrengender, aber sicherer. Nach 5 Sunden erblicken wir schon von weitem unser Mittagsrestaurant – aber bis dahin ist das letzte Stück nochmals sehr steil und zäh zu gehen. Ganz schön geschafft, aber auch sehr zufrieden, kommen wir im winzigen Bergdorf Masca an.
3. Tag: Über der Höllenschlucht
Eigentlich sind wir heute von einer gemütlicheren Tour ausgegangen, aber zuerst geht es mal bei strahlendem Sonnenschein zwei Stunden steil bergauf. Pünktlich zur Ankunft am „Gipfel“ trübt sich der Himmel ein und die anschließende Wanderung durch einen wunderschönen Kiefernwald mit uralten Baumbeständen und die Schönheiten der Höllenschlucht bleiben zum Großteil hinter dicken Wolken versteckt. Es kühlt schnell ab und vor dem Fenster unserer Mittagsraststätte herrscht Herbststimmung. Umso mehr freuen wir uns, dass zurück in unserem Hotel dann schon wieder die Sonne scheint und wir uns einen entspannten Spätnachmittag am Pool und Meer gönnen können.
4. Tag: Ein Tag zum Genießen
Die Wanderstiefel bleiben heut im Hotelzimmer – Kulturtag. Eine Inselrundfahrt steht auf dem Programm. Wir bestaunen die Basaltbuchten bei Garachico, besichtigen den uralten Drachenbaum von Icod de los Vinos, besuchen die Touristenhochburg des Nordens, Puerto de la Cruz, wo wir in einem urigen Fischlokal eine wunderbare Paella mit Meeresfrüchten serviert bekommen, und sind schließlich noch in La Laguna, der alten, kolonial anmutenden Hauptstadt Teneriffas, zu Gast. Auf der Rückfahrt über den Teide-Nationalpark erschließt sich uns die gigantische „Caldera de las Cañadas“, mit einem Durchmesser von 16 km einer der weltgrößten Vulkankrater. Es ist eine einzigartige Landschaft aus erstarrten Magmaströmen unterschiedlicher Färbung, Lava-Aschefeldern, bizarren Felsformationen und zu dieser Jahreszeit eine überraschende Vielfalt an Blumen und Pflanzen, die nur hier gedeihen.
5. Tag: Das Anaga Gebirge
Im immergrünen Anaga-Gebirge, im äußersten Nordosten der Insel, stauen sich täglich die Passatwolken. Durch die Feuchtigkeit entstanden die Lorbeerwälder und der fast dschungelhafte Bewuchs mit Baumheide und Wacholderbäumen. Aber auch viel Ackerbau, saftiges Grün und spektakuläre Ausblicke auf’s Meer erwarten uns auf unserer heutigen, einmal etwas leichteren, Tour zum Wahrzeichen des Nordens: dem Roque Taborno, dem „Matterhorn“ Teneriffas.
6. Tag: Guajara (2717m)!!!
Herrliches, ideales Wetter empfängt uns am Parador Nacional in den Cañadas, dem Ausgangspunkt für unsere letzte, und im Nachhinein sagen alle, schönste Wanderung der Woche. Ein Aufstieg von 650 m erwartet uns und fordert unsere Kondition. Heute ist schon öfters „Klettern“ und nicht „Bergwandern“ angesagt, trittsicher und einigermaßen schwindelfrei sollte man sein. Aber wieder mal zeigt sich, dass in der Gruppe und mit einem Wanderführer wie Manfred vorneweg, viele einen Weg schaffen, den sie alleine nicht gehen würden. Zu Recht sind alle ganz stolz, als wir uns am Gipfel des Guajara zum Gruppenfoto aufstellen. Der Abstieg über die Nord-Ostroute geht über Lava- und Bimssteinfelder. Immer wieder rutschen die Füße im sandigen, geröllhaltigen Boden weg. Trotzdem kommen wir sicher unten an. Ein bisschen geschafft dürfen wir nach der fast sechsstündigen Tour sein. Der Wein, beim späten Mittagessen in einem landestypischen Gasthaus, schmeckt heute besonders gut.
Zum 8. Mal haben wir dieses Jahr, in Zusammenarbeit mit ASI-Wanderreisen, eine Wanderwoche am Meer veranstaltet und waren wieder total begeistert, welch wunderschöne Wandermöglichkeiten die südlichen Länder bieten. Unser Wanderführer Manfred Brida, der uns jetzt schon zum 3. Mal ganz entspannt, aber immer sehr sicher und mit viel Spaß geführt hat, war mal wieder ein absoluter Erfolgsgarant für eine gelungene Woche.
Seine Wochenbilanz am letzten Tag: 2900 Höhenmeter erklommen / 52 km erwandert / 680 km mit dem Bus über die Insel gefahren und, ganz wichtig, 48 Flaschen Wein während der Mittagspausen getrunken.